Rund 20 Besucher waren Mitte August ins Altarchiv nach Heldenbergen gekommen, um Genaueres über die Besiedlung von Nidderaus „Neuer Mitte“ in der Jungsteinzeit zu erfahren. Im Rahmen des Wettbewerbs „Ab in die Mitte“ war eine Veranstaltung zum Thema „Die „Neue Mitte“ – schon in der Jungsteinzeit ein Siedlungsschwerpunkt“ angekündigt.
Dr. Heike Lasch, die Vorsitzende des Vereins für Vor- und Frühgeschichte im unteren Niddertal e.V. startete mit einem Rundgang durch die Vorgeschichtsabteilung der archäologischen Schausammlung. Dort wies sie bereits auf einige Fundstücke vom Gebiet der „Neuen Mitte“ hin.
Im Rahmen einer kleinen Sonderausstellung bekamen die Besucher anschließend Gelegenheit, ausgewählte Fundstücke näher zu begutachten. Frau Lasch erläuterte, dass der westliche Teil der „Neuen Mitte“ bereits vor circa 7.000 Jahren erstmals besiedelt war. Eine Gruppe „Bandkeramiker“, so benannt nach ihren Keramikgefäßen, die mit Bändermustern verziert sind, hatte sich dort niedergelassen und ein 7 m breites Langhaus errichtet, dessen genaue Ausmaße aufgrund von Bodenerosion nicht mehr vollständig zu ermitteln waren. Um das Haus herum wurden Gruben angelegt, die verschiedenen Zwecken dienten. Frau Lasch zeigt verbrannten Lehm, der vom Verputz des Hauses stammt, das zumindest in Teilen abgebrannt sein muss.
Ab circa 4.500 v. Chr. siedelten „Bischheimer“ auf der „Neuen Mitte“. Die Vertreter dieser Kultur kamen vermutlich aus Südwestdeutschland. Die Häuser dieser Siedler konnten auf der „Neuen Mitte“ nicht nachgewiesen werden, wohl aber zwei große Freiflächen, auf denen Gebäude gestanden haben können. Die „Bischheimer“ legten am Rande ihrer Siedlung Abfallgruben an, in denen der Müll zum Teil sogar getrennt wurde, vielleicht eine Vorform der heutigen Müllabfuhr, meint Frau Lasch mit einem Schmunzeln.

Neben Siedlungsresten wurden zwei Hockergräber aufgefunden, die allerdings nur sehr schlecht erhalten waren. Die beiden Personen, vermutlich Männer lagen mit angezogenen Beinen auf der rechten Körperseite, was für die Jungsteinzeit typisch ist. Die Toten hatten jeweils ein kleines Steinbeil und ein Feuersteingerät bei sich.
Im feuchten Auebereich nahe des heutigen Landwehrgrabens siedelten unsere Vorfahren in der Jungsteinzeit nicht. Heute wird auch in diesem Bereich gebaut. Noch bis kurz vor die Zeitenwende nutzen im Laufe der Bronze- und Eisenzeit immer wieder einzelne Kleingruppen das Gebiet der „Neuen Mitte“ um handwerklichen Tätigkeiten, wie dem Bronzeguss und der Textilverarbeitung nachzugehen. 2000 Jahre lang wurde das Gebiet dann landwirtschaftlich genutzt, bis zur heutigen Neubebauung.
In den Jahrbüchern der hessenArchäologie 2011 und 2013, die in der Nidderauer Stadtbücherei zur Einsicht zur Verfügung stehen, können weitere Einzelheiten zur Besiedlung der „Neuen Mitte“ nachgelesen werden.