Jahrmillionen im Steinbruch
An der ersten geologischen Wanderung des Vereins für Vor- und Frühgeschichte im unteren Niddertal e.V. nahmen rund 25 interessierte Personen teil. Der Geologe des Vereins Alf Steinbrecher führte die Gruppe vom Angelteich in Nidderau-Erbstadt untermalt von Vogelgezwitscher und Froschkonzerten bis zur ehemaligen Hainmühle und zurück. Der Weg verlief durch das idyllische Krebsbachtal, entlang der alten Grenze zwischen dem Königreich Preußen und dem Großherzogtum Hessen. Bei sonnigem Wetter konnten die Wanderer im lichtdurchfluteten Wald bis zu den etwa 300 Millionen Jahre alten Gesteinsformationen aus dem Perm im Erbstädter Steinbruch vordringen. Obwohl der Steinbruch von Gestrüpp überwuchert ist, gelang es Alf Steinbrecher seinen Zuhörern anhand von Gesteinsproben den Schichtenaufbau im sogenannten Rotliegenden innerhalb der steil aufragenden Wand anschaulich zu erläutern. Ablagerungsgesteine unterschiedlichen Härtegrades wechseln sich ab, im oberen Bereich ist das Gestein deutlich glimmerhaltig. Konglomerate im unteren Bereich des Steinbruchs schließen unter anderem Quarzkiesel ein. Die Besucher erfuhren die Bedeutung der Begriffe „unteres und oberes Rotliegendes“, lernten die Unterschiede zwischen grau, gelb und rot erscheinenden Gesteinen kennen.
Auf dem Rückweg wurde ein weiterer Steinbruch erkundet, in dem Grauwacke ansteht, deren Bildung älter ist, als die des Rotliegenden. Hier hatten die Besucher Gelegenheit, die durch Gebirgsbildung verstellten Gesteine zu begutachten. Nebenbei erläuterte Dr. Britta Ramminger P.D. die Verwendung von Gesteinen durch die ersten Siedler der Jungsteinzeit. So wurden zur Werkzeugherstellung bevorzugt aus dem Böhmischen importierte Amphibolite verwendet, da die örtlich vorhandene Grauwacke für Schlagwerkzeuge aufgrund ihrer kleinteiligen Struktur nicht geeignet ist. An örtlichen Gesteinen wurde von den Bauern der Jungsteinzeit gelegentlich Basalt zur Herstellung von Beilen genutzt. Die Vereinsvorsitzende Dr. Heike Lasch dankte den Besuchern und lud sie im Anschluss an die Führung zu einem Besuch in die archäologische Schausammlung ein, wo Kaffee und Kuchen bereitstanden. Eine Wiederholung dieser erfolgreichen Veranstaltung ist angedacht.